„Die Frage, warum Menschen wie ich sich gerade so und nicht anders verhalten, gibt es nur die eine Antwort: aus Liebe zur Wahrheit, derselben, die auch Schönberg und seine Schüler, die meine Lehrer gewesen sind, niemals verraten konnten, weil sie wußten, daß sie sich sonst geistig aufgegeben hätten.“ (Karl Heinz Füssl 1976)
Der 1924 in Jablonec geborene Komponist und Wissenschaftler war seit 1958 bei der Universal Edition und verschiedenen Gesamtausgaben (Haydn, Mozart) tätig und arbeitete daneben mit seinem Lehrer Erwin Ratz an der Gustav Mahler Gesamtausgabe zusammen. Zugleich war er Lehrender für Formanalyse und seit 1985 ordentlicher Professor an der Wiener Musikhochschule. Über drei Jahrzehnte lang brachte er sein großes musikalisches Wissen in die Mahler-Ausgaben ein und übernahm 1973 nach dem Ableben von Ratz die Editionsleitung. Er führte die Edition an der Achten Symphonie zu Ende und begann mit den Liedern, zugleich verbesserte er unermüdlich die vorhandenen Bände und Materialien und bildete dabei ganz behutsam weitere Herausgeber und Herausgeberinnen aus, bis er 1992 unerwartet verstarb.
Die Editionsleitung der Neuen Kritischen Gesamtausgabe ist sich Füssls menschlicher und musikalischer Bedeutung bewusst und hat sich zur Aufgabe gemacht, in seinem Sinne Mahlers musikalisches Vermächtnis auch in Zukunft zu verwalten.
In der Österreichischen Nationalbibliothek, die Füssls kompositorischen Nachlass verwaltet, findet am 7. Mai 2024 ein „Musiksalon“ zum Jubiläumsjahr statt, bei dem auch Vorstandsmitglieder der IGMG beteiligt sind. Alle Interessierten sind herzlich dazu eingeladen.